Low Vision
Low-Vision hat das Ziel, nicht nur zwischen "blind" und "sehend" zu unterscheiden, sondern auf die dazwischen liegenden Abstufungen des Sehvermögens einzugehen. Die Schwierigkeiten, die sich für das Kind bzw. den Jugendlichen ergeben können, gilt es zu erkennen und mit der betroffenen Person gemeinsam mögliche Hilfen und Lösungen zu erarbeiten, mit denen sie ihr vorhandenes Sehvermögen optimal nutzen kann. Es geht um die Einschätzung und Förderung des Sehvermögens sowie die Beratung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit einer Sehschädigung. Dabei können optische und nicht-optische Hilfsmittel, das Erlernen spezieller Sehstrategien sowie Veränderungen in der Gestaltung der Umwelt hilfreich sein.
Die individuelle Sehfähigkeit kann unterschiedliche Ausprägungen umfassen:
- - Der Schüler kann wahrnehmen, ob es hell oder dunkel (Tag oder Nacht) ist.
- - Der Schüler kann Lichtquellen lokalisieren und ggf. zur Orientierung im Raum nutzen.
- - Der Schüler kann z.B. Türrahmen und Hindernisse erkennen und sein Sehen zur selbstständigen Orientierung nutzen.
- - Der Schüler kann Personen erkennen, aber nicht die Mimik.
- - Der Schüler kann einen rollenden Ball visuell verfolgen, ihn aber nicht fangen, wenn er auf ihn zukommt.
- - Der Schüler kann bei sehr hoher Vergrößerung einzelne Zeichen am Bildschirmlesegerät erkennen, aber nicht flüssig lesen; hier ist das Erlernen der Punktschrift sinnvoll!
- - Der Schüler kann bei hoher Vergrößerung (am Bildschirmlesegerät oder Großdruck mit Annäherung) flüssig lesen.
- - Der Schüler kann durch Annäherung oder Einsatz vergrößernder Sehhilfen lesen, schreiben, malen, schneiden etc.
Ausgangspunkt der Low-Vision-Arbeit ist die Feststellung der Sehschädigung (augenärztliches/orthoptisches/ggf. neurologisches Gutachten).
Über die Diagnose des funktionalen Sehens erhält man Auskunft über individuelle Möglichkeiten des Kindes, mit seinem Sehvermögen den häuslichen und schulischen Alltag zu bewältigen. Im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit von Arzt, Orthoptist, Optiker und Sonderpädagoge geht es z.B. um folgende Fragen:
- - Trägt das Kind die richtige Brille?
- - Braucht es andere optische oder elektronische Hilfsmittel (z.B. Lupe, Monokular, Bildschirmlesegerät etc.)?
- - Ist der Raum (Kinderzimmer, Klassenzimmer) richtig ausgeleuchtet?
- - Wird das Kind durch die Platzierung zu Licht und Beleuchtung nicht geblendet, d.h. wo befindet sich der Spiel-/Arbeitsplatz?
- - Ist der Arbeitsplatz bzw. Aufenthaltsort des Kindes richtig ausgeleuchtet?
- - Welche Schriftgröße und Kontraste braucht das Kind bei (Bilder-) Büchern, Arbeitsblättern, etc.?
- - Welche Farben werden besser wahrgenommen bzw. bevorzugt?
Zur Klärung spezieller Fragestellungen wird eine Low-Vision-Sprechstunde angeboten, die von Schülern mit Kollegen, aber auch Eltern oder externen Personen genutzt werden kann; Hilfsmittel können erprobt und ggf. kurzzeitig zur Erprobung entliehen werden.
Da die Entwicklung des visuellen Verhaltens nicht angeboren und das Sehvermögen keine unveränderliche Größe ist, wird in einem weiteren wesentlichen Aufgabenbereich der Low-Vision-Arbeit davon ausgegangen, dass sich die visuelle Wahrnehmung eines Kindes durch Anregung und Förderung unter Beachtung besonderer Methoden und Einsatz spezieller Materialien verbessern kann.
Dies erfolgt in den verschiedenen Klassen unserer Schule und in der Frühförderung
A. als durchgängiges Unterrichtsprinzip
B. als visuelle Anregung in der Freiarbeit
C. als visuelle Stimulation in der Einzelförderung
zu A. Dieses Unterrichtsprinzip beinhaltet
- - Erprobung und Einsatz vergrößernder Sehhilfen und anderer optischer Hilfsmittel in Absprache mit Augenarzt/Orthoptist/Optiker (z.B. Monokular, Fernsehlesegerät, Leselupe)
- - Erprobung und Einsatz angemessener Beleuchtung (Arbeitsleuchte, Raumausleuchtung)
- - Modifikation von Inhalten, Methoden und Techniken in Spiel und Unterricht
- - optisch angemessene Gestaltung der Alltags- und Spielumwelt (Beachtung von Kontrasten, Farben, Helligkeit, optischer Aufforderungscharakter in häuslicher Umwelt, Kindergarten, Klassenzimmern, Fluren und Schulhof)
- - Beachtung der Lichtverhältnisse bei Lernen, Spiel und Lagerung
- - Einsatz optisch bedeutsamer Medien (z.B. Light-Box, Light-Scout, individuell angefertigte Körperduschen, etc.)
zu B. Zur visuellen Stimulation in der Freiarbeit gehören der Einsatz
- - reflektierender Medien (CD-Mobile, Hologrammfolien, Tastduschen aus Rettungsfolie, Bücher mit Hologramm-Elementen, etc.)
- - kontrastreicher Medien (Schwarz-Weiß-Tastduschen, deutlich struk-turierte Bilder, neonfarbige Objekte u.Ä. zum Einsatz im Tageslicht)
- - durchleuchteter und beleuchteter Medien und Raumelemente (Lampen in Verbindung mit Arbeitsmaterialien aus der gestützten Kommunikation, Blubbersäule u.v.m.) in der freien Arbeit, im Spiel und bei der Gestaltung der Lebensumwelt.
zu C. Visuelle Stimulation in der Einzelförderung
Alle oben genannten Materialien und Medien finden auch Verwendung in der Einzelarbeit mit Kindern/Schülern. Die Situation wird entsprechend der individuellen Sehentwicklung des Kindes/Schülers gestaltet und setzt in fortlaufender Auseinandersetzung mit den derzeitigen Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes auf die Entwicklung visueller Verarbeitungsprozesse.
In dieser so benannten visuellen Stimulation wird von den Lehrern in den besonders gestalteten Förder- und Unterrichtssituationen berücksichtigt, dass Sehen ein komplexer Wahrnehmungsprozess ist, an dem viele andere Sinneswahrnehmungen im Sinne einer Integrationsleistung maßgeblich beteiligt sind.
Diese Förderung kann im eigens dafür eingerichteten Low-Vision-Raum der Schule, im Klassenraum bzw. zu Hause oder im Kindergarten stattfinden.
Der Low-Vision-Raum der Schule ist wie folgt ausgestattet:
- - verschiedene Lampen
- - Handmaterialien zum Anstrahlen und Durchleuchten (schwarz-weiß, reflektierend, neonfarbig und kontrastreich)
- - Leinwand
- - Solarprojektor
- - Dia-Projektor mit Würzburger Diaserie
- - Schall-Licht-Wand
- - Spiegelhaus
- - Lauflicht und andere leuchtende/durchscheinende Objekte
- - Leuchtspurwand
- - Blubbersäule
- - Light-Box mit drei Levels
- - Farbdrehscheibe mit Disco-Kugel
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